Änderungsantrag zum Wirtschaftsplan 2012/2013 der Theater, Oper und Orchester GmbH Halle

Dieser Antrag bezieht sich auf: Wirtschaftsplan 2012/2013 der Theater, Oper und Orchester GmbH Halle (Vorlage V/2012/10547)

Beschlussvorschlag

Der Beschlusstext wird geändert und erhält folgende Fassung:

  1. Die Oberbürgermeisterin wird in ihrer Funktion als Vertreterin der Gesellschafterin Stadt Halle (Saale) ermächtigt, den Wirtschaftsplan der Theater, Oper und Orchester GmbH Halle für das Geschäftsjahr vom 01.08.2012 bis zum 31.07.2013 mit folgenden Änderungen zu beschließen:
    1. Die Spielstätte des Thalia Theaters in der Kardinal-Albrecht-Straße wird nicht geschlossen. Die Inszenierungen des Kinder- und Jugendtheaters werden weiterhin auch in einem Vorabend- und Abendspielplan realisiert. Für eine Erreichung der geplanten Besucherzahlen und eine weitere Einnahmeverbesserung ist eine Erhöhung der Anzahl der Vorstellungen auf 320 vorzunehmen.
    2. Zur Deckung der notwendigen Betriebskosten für die Spielstätte wird einerseits der Materialaufwand für Neuinszenierungen in der Spielzeit um 110.000 € auf 450.000 € und andererseits die Aufwendungen in Höhe für Honorare für Gastkünstler in allen Sparten um 155.000 € auf 2.020.000 € gekürzt.
    3. Zur Deckung der durch die Spielstätte außerdem entstehenden Kosten werden der Theater, Oper und Orchester GmbH Halle als Zuschusserhöhung über den Haushaltsplan 2013 Finanzmittel in Höhe der im Falle der Rückübertragung von der Stadt ohnehin zu tragenden Kosten für die Abschreibungen des Gebäudes zur Verfügung gestellt.
  2. Die Stadtverwaltung wird beauftragt, für die Theater, Oper und Orchester GmbH Halle Entwicklungsszenarien für den Zeitraum bis  zum Jahr 2020 sowie deren künstlerische, organisatorische und finanzielle Konsequenzen prüfen zu lassen und dem Stadtrat die Handlungsoptionen bis zum Dezember 2012 vorzulegen.

Begründung

Nachdem noch in dem im Junistadtrat 2011 bestätigten Wirtschaftsplan 2011/12 der Theater, Oper und Orchester GmbH Halle für die Spielzeit 2012/13 mit einem Defizit von 695.000 € geplant wurde und inzwischen zusätzliche erhebliche Mehrkosten aufgrund des Abschlusses des Tarifvertrages für den öffentlichen Dienst im März 2012 eingetreten sind, sieht der Entwurf des Wirtschaftsplan 2012/13 aktuell einen planmäßigen Verlust von 395.000 € vor.

Ohne dass dem Stadtrat Alternativen aufgezeigt werden, wird im Plan ausgeführt, dass die Spielstätte des Thalia Theaters in der Kardinal-Albrecht-Straße zum 01.08. geschlossen wird, das Grundstück wäre damit an die Stadt Halle zurück zu übertragen. Eingespart werden sollen bei der GmbH so jährlich 265.000 € Betriebskosten und Abschreibungen p.a. in Höhe von 200.000 €. Nach Aussagen in der Finanzausschusssitzung am 18.04.2012 fallen mit Rückübertragung Leerstandskosten von 100.000 € im Jahr bei der Stadt Halle und Kosten für die Abschreibungen an, sofern keine Nachnutzung gefunden wird.

Das Thalia Theater selbst soll künftig die Spielstätten von nt und Oper für Proben und Vorstellungen nutzen, auf einen Abendspielplan verzichten, die Anzahl der Vorstellungen von 410 (incl. Kinderstadt) auf 200 reduzieren, als einzige Bühne auf Gastspiele verzichten und dabei die Besucherzahlen halten.

Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN kann diesem Vorschlag von Geschäftsführung und Aufsichtsrat nicht folgen und interpretiert ihn als weiteren Versuch zur Schließung des selbständigen Kinder- und Jugendtheaters. Die verbliebene Spielstätte des Thalia Theaters wegen einer im Verhältnis zum Gesamthaushalt der GmbH sehr geringen Einsparsumme zu opfern, kann nicht der richtige und schon gar nicht der einzige Weg sein. Eine Schließung des Spielortes der Sparte ist schlicht kurzsichtig, bewährte Strukturen in der Kinder- und Jugendarbeit in Halle werden aufgegeben.

Vorgeschlagen wird mit dem Änderungsantrag daher, die Spielstätte nicht zu schließen. Zur Deckung der anfallenden Betriebskosten soll stattdessen einerseits der Materialaufwand für Neuinszenierungen und die Aufwendungen für Honorare für Gastkünstler in allen Sparten um insgesamt 265.000 € abgesenkt werden. Andererseits sind der Theater, Oper und Orchester GmbH Halle als Zuschusserhöhung über den Haushaltsplan 2013 zur Deckung der durch die Spielstätte außerdem entstehenden Kosten Finanzmittel in Höhe der bei Rückübertragung ohnehin bei der Stadt anfallenden Abschreibungskosten zur Verfügung zu stellen.

Nach den Darstellungen im Entwurf des Wirtschaftsplanes sind 2012/13 bisher die gleichen Budgets für Materialaufwendungen der Neuinszenierungen der Bühnen zur Verfügung vorgesehen (vgl. Kommentierung zum W-Plan Seite 8 von 12), obwohl statt 48 Premieren in der Spielzeit 2011/12 jetzt nur noch 36 Premieren an allen Bühnen insgesamt geplant sind. Ausgehend von Aufwendungen in Höhe von 600.000 € in der Spielzeit 2011/12 ist daher auch nur ein Betrag von 450.000 € im Wirtschaftsplan anzusetzen. Da im Wirtschaftsplan bisher real 560.000 € verankert worden sind (beim Thalia Theater wurden bereits -40.000 € gegenüber 2011/12 im Ansatz berücksichtigt), können damit 110.000 € eingespart werden.

Eine weitere Möglichkeit zur Senkung der Ausgaben besteht im Bereich der Honorarkosten für Gastkünstler. Im Entwurf des Wirtschaftsplanes heißt es dazu „Die Honorarkosten müssen in allen anderen Sparten gesenkt werden.“ (vgl. Kommentierung zum W-Plan Seite 8 von 12). Gegenüber der Spielzeit 2011/12 wurde hier allerdings fast ausschließlich nur umverteilt: nt (-30.000 €) und Thalia (-60.000 €) erhalten weniger, die Oper 70.000 € mehr. Die Finanzierung von derartig vielen Gasthonoraren erscheint der Finanzlage der GmbH nicht angemessen, vorgeschlagen wird die Gesamtsumme um 155.000 € auf 2.020.000 € zu kürzen.

Unter Bezugnahme auf die in der Anlage zur Beschlussvorlage (Plan-Report der Beteiligungs-Management-Anstalt) beigefügten Handlungsempfehlungen für den Gesellschafter wird in Beschlusspunkt 2 vorgeschlagen, die Stadtverwaltung unter Einbeziehung der Geschäftsführung mit der Erstellung einer Konzeption zur Zukunft der Theater, Oper und Orchester GmbH Halle zu beauftragen. Bereits für die Spielzeit 2013/14 rechnet das Unternehmen mit einem planmäßigen Defizit von 880.000 €. Ab 2014/15 plant die Gesellschaft steigende Zuschüsse der Stadt von jährlich 600.000 € (ohne dass dies im Haushaltsplan der Stadt bisher berücksichtigt wurde) und gleichzeitig weitere Defizite ein. Angesichts der dramatischen Aussagen der Geschäftsführung zur Perspektive des Unternehmens, wonach bei Auslaufen der Haustarifverträge im Sommer 2014 und gleich bleibenden Zuschüssen von Stadt und Land die notwendige Liquidität nur vorhanden sei, wenn neben der Schließung des Thalia auch die Sparte Musiktheater aufgegeben und die Oper in ein Bespieltheater ohne eigenes Ensemble umgewandelt wird, sind konzeptionelle Prüfungen dringend notwendig. Es gilt konkrete Vorschläge für strukturelle Veränderungen zu erarbeiten und endlich Kooperationsmöglichkeiten mit den Bühnen in Magdeburg, Dessau oder Leipzig ernsthaft zu untersuchen und ggf. zu verhandeln.

Status

Der Änderungsangtrag wurde von einer Ratsmehrheit abgelehnt.