Ja zur Ampelfrau! 28. August 202016. September 2020 Gleichstellung ist für uns ein wichtiges Thema und es gibt sicher wirksamere Ideen, die Gleichstellung der Geschlechter voranzubringen, als ein Ampelmotiv. Dennoch sind wir überrascht: Seit Jahren werden vielerorts in Deutschland an Fußverkehrsampeln andere Sinnbilder verwendet, als das übliche Ampelmännchen. Das Motiv verweist auf eine regionale Besonderheit, wie zum Beispiel den Rattenfänger in Hameln oder das Mainzelmännchen in Mainz. Dabei geht es nicht immer um Tourismus: In Frankfurt am Main wird das Thema Gleichstellung zum Beispiel mit dem Motiv von schwul-lesbischen Paaren aufgegriffen. Halle war mit der Anbringung der ersten Ampelfrau im Jahr 2015 nicht die erste Stadt: In Zwickau gibt es die Frau in Grün und Rot bereits seit 2004. Was hat sich 2020 geändert, so dass nun nur noch das Ampelmännchen verwendet werden darf? Die Rechtslage ist es jedenfalls nicht. Vielmehr hat das Landesverwaltungsamt festgelegt, dass die Verwendung einer als weiblich erkennbaren Person nicht zulässig ist, weil dann die Zuordnung der Ampel zur Verkehrsart Fußverkehr nicht mehr schnell genug erkennbar ist. Vielmehr könnte hier die Verwendung von allem anderen als dem Ampelmännchen zu Irritationen führen. Ernsthaft? Nun ja, auch Frauen und Mädchen tragen Hosen oder Hüte und Männer mit Zöpfen sind inzwischen auch keine Seltenheit mehr – Männer mit Röcken hingegen schon. Warum sollten also diese Motive nicht dem Fußverkehr zuzuordnen sein? Darüber hinaus geben die Farben Rot und Grün klare Anweisung. Auch die Gestik (ausgestreckte Arme oder schreitend) ist eindeutig. Deshalb ist die Entscheidung des Landesverwaltungsamtes für uns nicht nachvollziehbar und sollte im Hinblick auf eine bundeseinheitliche Auslegung der Straßenverkehrsordnung dringend überdacht werden. Ein Sicherheitsrisiko ist nicht erkennbar, Unfälle sind nicht bekannt und auch keine Versicherungsstreitigkeiten vor Gericht mit entsprechend kritischer Rechtsprechung. Wir begrüßen das von der Stadtverwaltung angekündigte Vorgehen, die Motive erst im Rahmen des üblichen Wartungsturnus auszutauschen. Aus unserer Sicht ist die Ampelfrau im Stadtbild gut geeignet, mit einem Augenzwinkern auf Erfordernisse der Gleichstellungsarbeit in der Gesellschaft hinzuweisen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger!