Komplexe Abwägungen

Schulentwicklung zwischen Bildungsanspruch und Realität

Die Schulentwicklungsplanung (SEPL) der Stadt Halle muss regelmäßig für das darauffolgende Schuljahr weiterentwickelt werden. Die sich gerade im Abschluss befindlichen Beratungen für die Schuljahre ab 2010/11 bargen einigen Konfliktstoff. Im Folgenden einige Anmerkungen zu den wichtigsten Punkten:

Losverfahren für allgemeine kommunale Gymnasialplätze: Nicht jede/r angehende Gymnasiast/in kann aufgrund begrenzter Kapazitäten einen Platz an seiner bzw. ihrer Wunsch-Schule erhalten. Daher sollen diese Plätze ab dem Schuljahr 2010/11 per Losverfahren verteilt werden, falls es mehr Bewerbungen als freie Plätze pro Schule gibt. Auch wenn dieses Verfahren in wenigen Einzelfällen nicht zufrieden stellen wird, ist es insgesamt das gerechteste.

Bedarfsermittlung Gesamtschulen: Im Bereich der Gesamtschulen übersteigt das Interesse die verfügbaren Plätze. Daher wollten auch wir eine konkrete Bedarfsanalyse in der SEPL verankert sehen, woraus ein Ausbau des Angebots folgen könnte. CDU und FPD blockierten jedoch diese Initiative im Bildungsausschuss, offensichtlich weil ihnen die Idee gemeinsamen Lernens noch immer missfällt. Selbst der konservative Minister Olbertz ist da weiter – hat er doch jüngst de facto das Sitzenbleiben für HauptschülerInnen im Land abgeschafft.

Zukunft der Förderschulen: Seit 2009 gelten in Deutschland neue Vorgaben der Uno-Konvention für die Rechte Behinderter. Ein Vorhaben ist die Abschaffung der Förderschulen und gemeinsamer Schulbesuch aller Kinder  in den Regelschulen. Dieses Ziel – gemeinsames Lernen mit individueller Förderung – ist richtig und wichtig! Die Umsetzung muss aber gut vorbereitet werden. Sachsen-Anhalt hat hier großen Nachholbedarf, denn ohne konkrete Maßnahmen können wir den Bedürfnissen der FörderschülerInnen in den Regelschulen nicht gerecht werden. Schnellschüsse wären fatal und kontraproduktiv. Deswegen argumentiert die Stadtverwaltung in dieser Frage unredlich, wenn sie jetzt schon dringenden Handlungsbedarf bei den Förderschulen sieht. Im Schuljahr 2010/11 besteht keinerlei Handlungsdruck an den Förderschulen. Für die Folgejahre wird es eine ausführliche Bedarfsanalyse geben. Man kann diese Fragen nicht willkürlich nach kurzfristigen Reparaturbedarfen entscheiden – der Konflikt um die Jägerplatzschule ist noch nicht ausgestanden. Wir fordern weiterhin, die bestehenden Mängel kurzfristig zu beseitigen.