Unsere Stadt ist bunt und kreativ

Positionspapier zum Projekt Hafenstraße 7

Im Dezember des vorigen Jahres führte der Stadtrat eine intensive Debatte über das Projekt Hafenstraße 7. Damals äußerte sich eine große Mehrheit positiv über die Arbeit des Capuze e.V. In der Diskussion wurden die offene, kreative, friedliche Ausrichtung des Vereins und sein Wirken in die Stadtgesellschaft hinein immer wieder betont.

Kontroversen gab es vor allem über das Wo dieses Wirkens (in der Hafenstraße oder an einem anderen Ort?) und zu welchen Konditionen der Verein am Standort Hafenstraße bleiben könne. Deshalb folgte eine große Mehrheit im Stadtrat dem Antrag der SPD, weiterhin nach Alternativstandorten zu suchen. Das Ergebnis liegt nun vor: mehrere Objekte wurden geprüft, alle davon aus verschiedenen Gründen als nicht geeignet verworfen.

Einen Tag vor dem Auslaufen des Gestattungsvertrages zwischen dem Capuze e.V. und der HWG mbH haben wir den Antrag gestellt, einen Verkauf des Grundstücks an die derzeitigen Nutzer einzuleiten. Damit sollte die Hängepartie für alle Beteiligten beendet und das Projekt – welches große Wertschätzung erfährt – nachhaltig in unserer Stadt an einem festen Ort verankert werden.

Wir wollen nicht verschweigen, dass es auch Kritik gibt, an der Arbeit des Projekts, an dem nicht einfachen (weil mit Schadstoffen belasteten) Standort und natürlich auch an den Nutzer*innen.

Doch wer nutzt denn eigentlich das Gelände der ehemaligen Gasanstalt seit nunmehr zwei Jahren?

  • Die Handvoll einstiger Besetzer*innen sind längst in der Minderheit. Der Capuze e.V. gibt die Zahl der Menschen in seinem Umfeld mit ca. 200 Nutzer*innen und Unterstützer*innen an
  • es sind Leute aus der Mitte der Gesellschaft, die sich zu kulturellen Aktivitäten wie Theater und Workshops oder zum Yoga treffen
  • es treffen sich Migranten mit Hallensern, um einander näher zu kommen
  • eine der derzeit coolsten Musikbands kommt zum Proben in die Hafenstraße: die Brassband Frohe Zukunft – was für ein symbolischer Namen
  • es treffen sich Nachbar*innen zum Kaffee mit Kind und Kegel
  • es gibt eine Fahrradwerkstatt, Wohnwagen werden ausgebaut, im Hochbeet wird gegärtnert und vieles, vieles mehr

Das ist alles nicht sehr ordentlich.
Das ist nicht sehr sauber
und manchmal reichlich chaotisch.
Das muss nicht jeder mögen
und schon gar  nicht jeder für sich annehmen.
Aber tolerieren sollten wir es und wir sollten ihm eine Grundlage geben.

Denn unsere Stadt ist bunt und kreativ. Sie ist kontrovers, friedfertig und tolerant, auch wenn Hallenser*innen diese Eigenschaft gern mal verstecken.

All das sollten wir zulassen – ja wir müssen ihm Platz, Freiraum zur Entfaltung geben!

Bei allen Bedenken, die wir durchaus nachvollziehen können, sind wir uns sicher, dass es weiter großer Anstrengungen bedarf, das Projekt Hafenstraße 7 dort an dieser Stelle weiterzuführen. Aber wir sind an einem Punkt angekommen, an dem man sich entscheiden muss:

Wollen wir diese bunte, kreative, chaotische, sympathische Gesellschaft? Wir antworten auf diese Frage mit einem klaren JA!