In den vergangenen Monaten legte die Stadtverwaltung dem Stadtrat mehrere Beschlussvorlagen zur Ausweisung neuer Flächen vor, auf denen Einfamilienhäuser entstehen sollen. In den Begründungen zu diesen Vorlagen wurde auf das sogenannte Wohnbauflächenkonzept verwiesen. Nachdem nicht nur unsere Fraktion mehrmals nach diesem Konzept gefragt hat, da es dem Stadtrat bis zuletzt nicht vorlag, präsentierte die Stadtverwaltung nun im Planungsausschuss eine Wohnbauflächenbedarfsermittlung. Darin wird zunächst die Bevölkerungsentwicklung prognostiziert und diese Zahlen dann mit der vorhandenen und bisher in Planung befindlichen Wohnbaufläche abgeglichen.
Zwei Kernaussagen des Konzeptes sind interessant: Es gibt zum einen beim mehrgeschossigen Wohnungsbau auch bei leicht steigender Einwohner*innenzahl genügend Wohnraum. Allerdings ist der Bestand teilweise in der Qualität zu verbessern, damit er heutigen Ansprüchen gerecht wird (z. B. bei Wohnungsgröße und Ausstattung). Zum anderen fehlt es – nach Aussage der Verwaltung – aktuell an Wohnbauflächen, auf denen Einfamilienhäuser gebaut werden können. Deshalb schlägt die Stadtverwaltung vor, hierfür künftig mehr Flächen anzubieten. Konkret werden drei Standorte benannt: Büschdorf, Lettin und der Dautzsch. Laut Stadtverwaltung droht ohne ein entsprechendes Angebot eine Abwanderung in den Saalekreis, gerade von Familien mit Kindern. Wir bezweifeln diese These, weil die Preise für Bauland auf dem Gebiet der Stadtwohl kaum mit denen im Saalekreis konkurrieren können. Dort ist ein bebaubares Grundstück teilweise nur ein Drittel so teuer wie in Halle. Auch glauben wir nicht, dass man auf diese Weise tatsächlich eine Suburbanisierung verhindern kann, also die Entstehung neuer Vororte, die dann neuen Verkehr mit sich bringen und vor allem ein erhebliches Maß an Flächenversiegelung. Um Familien mit Kindern in der Stadt zu halten, braucht es neben einer hochwertigen und guterreichbaren Infrastruktur (Kitas, Schulen, Freizeiteinrichtungen etc.) vor allem bezahlbaren Wohnraum in den passenden Größen. Finanziell günstiger und ökologisch verträglicher als Einfamilienhäuser wären auch Reihenhäuser. Wir sollten mit den vorhandenen Flächen deshalb nicht verschwenderisch umgehen.
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