Hortentwicklungsplanung? Fehlanzeige!

Die Prognose zur demographischen Entwicklung bescheinigt Halle für die kommenden 15 Jahre einen deutlichen Zuwachs der Schülerinnen und Schülern im Grundschulalter. Eine Entwicklung, die niemanden überraschen kann, weil sie aufgrund der Geburtenzahlen in der Stadt vorhersehbar war. Die Tatsache, dass immer mehr Eltern ihren gesetzlichen Anspruch auf einen Hortplatz für ihr Kind auch geltend machen, führt perspektivisch zu einer weiter steigenden Nachfrage bei der Hortbetreuung.

Gegenüber dem Stadtrat hat die Verwaltung eine Befassung mit der Problematik für den Herbst diesen Jahres angekündigt. Da für bereits bestehende Probleme zeitnah tragfähige Lösungen gefunden werden müssen, kann unsere Fraktion diese Verzögerung nicht nachvollziehen.

Bereits zum jetzigen Zeitpunkt spitzt sich die Lage an einigen Schulstandorten zu: Musste bereits im letzten Jahr kurz vor Schuljahresbeginn aufgrund von fehlenden Betreuungsplätzen eine Notlösung für den Hort der Grundschule Johannes gefunden werden, fehlen aktuell – wiederum kurz vor dem Beginn des neuen Schuljahres – beispielsweise ausreichend Hortplätze in der Grundschule Wittekind. Auch andere Horteinrichtungen platzen aus allen Nähten. Die Unannehmlichkeiten, die dadurch für Eltern und Kindern entstehen, hätten mit Hilfe einer vorausschauenden Hortentwicklungsplanung vermieden werden können bzw. müssen. Stattdessen wird hektisch nach Lösungen für die absehbaren Kapazitätsengpässe gesucht.

Dass als Reaktion auf den Mangel an pädagogischer Nutzfläche nun die Doppelnutzung von Räumlichkeiten in den Grundschulen als Lösungsansatz von der Verwaltung favorisiert wird, kann die grüne Fraktion nicht akzeptieren. In der Konsequenz bedeutet das nämlich, dass Klassenräume vormittags für den Schulunterricht genutzt werden und nachmittags den Standards für kindgerechtes Bewegen, Spielen und Erleben im Hort genügen müssen. Das ist mit Ausnahme der Nutzung für die Hausaufgabenanfertigung jedoch nur selten der Fall.

In gleichem Maße nicht zielführend ist eine schlichte Erhöhung der Betreuungsplätze in der Betriebserlaubnis. Damit können zwar rein theoretisch mehr Kinder aufgenommen werden, der Platzmangel aber bleibt. Solche Maßnahmen können also lediglich Übergangslösungen darstellen.

Die grüne Ratsfraktion nimmt die Stadtverwaltung beim Wort, wenn sie jedem Schüler bzw. jeder Schülerin einen schulortnahen Hortplatz verspricht. Zielstellung muss es aus qualitativen Gründen sein, für die Hortbetreuung eigene Räume in und an Schulen bereitzustellen.

Stellungnahme im Amtsblatt der Stadt Halle vom 15.06.2011 (pdf-Format, ca. 1,4 MB)